The Mainstream Netzkabel
Über van den Hul
Ziemlich leicht lässt sich mit der Überschrift „High Quality of Signal Transmission“ all das subsummieren, wenn man sie mit dem Namen van den Hul in Verbindung bringt. Bereits seit 1980 hat sich die Firma aus den benachbarten Niederlanden diesem Satz verschrieben. Das Angebot kann sich sehen lassen. Van den Hul bietet neben hochwertigen Tonabnehmersystemen eine große Palette von Interconnect Kabeln und sogar eine eigene Elektronik Linie an. Altgediente Hi-Ender mit Vinyl Ambitionen werden sich auch noch zu gut an das Tonabnehmersystem AKG P8 ES Supernova erinnern, das seinerzeit mit der van den Hul II Nadel die Preis- / Klangleistung mal eben heftig nach oben schob.
Insbesondere bei der gebotenen Anzahl von Verbindungskabeln von Elektronikgeräten darf man ins Schwärmen geraten. Die wenigen Ignoranten, die noch der Meinung sind, man könne keine Unterschiede bei Verkabelungen hören, dürften hier schnell eines Besseren belehrt werden. Bereits nach dem Ausprobieren wird klar, dass mit unterschiedlichen Kabelphilosophien Klangunterschiede erreichbar sind. Und mit dem Vertrieb der ausschließlich in den Niederlanden gefertigten Kabel in 67 Länder hat sich van den Hul über die Jahre einen weltweit guten Ruf geschaffen. Wer heutzutage ein hochwertiges Kabel für seine Hifi Anlage sucht, schaut meist auch bei van den Hul vorbei.
Die Kabelvarianten
Das Angebot an Netzkabeln der Firma van den Hul überrascht da allerdings – lediglich ein Netzkabel mit dem Namen „The Mainstream Hybrid“ gibt es da – zum fairen Preis von 339,50 Euro, wenn man sich auf die kürzeste angebotene deutsche Version beschränkt. Und dies ist laut van den Hul auch die erforderliche Mindestlänge, die für die von der Firma angestrebte Klangverbesserung notwendig ist. Stößt man auf die Serie „BS“ dieses Kabels, hat man es mit der dünneren, englischen Version zu tun, die die Standards des Inselstaates erfüllt. Dazu gibt es noch eine „Server“ Version, die wesentlich flexibler ist als das hier getestete, mit 15 mm Durchmesser eher störrische Modell, welches aber auch nur bis 6 Amperestunden belastbar ist anstatt wie unser Testkandidat bis 16 Ampere. Wer ein Kabel mit 2,50 Metern benötigt, bleibt mit 420 Euro immer noch in einem erträglichen Rahmen, schließlich sind wir in Hi-endigen Regionen von Kabelpreisen ganz andere Dimensionen gewohnt. Dazu gibt es noch eine 7-fach Steckerleiste mit identischer Verkabelung.
Die Technik
Das Innenleben des Mainstream Hybrid liefert die Begründung, warum sich das Kabel nur zäh dem meist kurvenreichen Weg bis zur Hifi Anlage anpasst. Das halogenfrei gefertigte Kabel ist unter seiner Hulliflex® Ummantelung, einem von van den Hul selbst entwickelten Isolationsmaterial, mit einer schweren, geflochtenen Schirmung ausgestattet. Van den Hul – The Mainstream Hybrid Die darunter verborgenen Leitungen sind ebenfalls mit einer Hulliflex® Polymer Ummantelung versehen und somit gegen Korrosion gut geschützt. Und davon finden sich insgesamt sieben, die für die Stromzufuhr und die Erdung verantwortlich sind, allesamt mit einer Dicke von 1,69 mm² und aus hochreinem Kupfer gefertigt, welches wiederum mit Silber beschichtet wurde. Bei der komplexen Struktur empfiehlt es sich, das Kabel in fertiger Konfektionierung zu erwerben, zumal die Schirmung noch mit der Erdung zu verbinden wird, die damit die äußeren hochfrequenten Einflüsse auf ein Minimum reduziert. Dazu soll die mehradrige Struktur des Kabels eine einzigartige Geräuschfilterung liefern, die anders als die üblichen Filter keine Limitierungen in Form von Resonanzen oder – wie viele Filterungen – eine gewisse Trägheit verursacht. Aus diesem Grund empfiehlt van den Hul wie bereits oben erwähnt eine Kabellänge von wenigstens 1,50 Meter.
Ab dieser Länge soll die einzigartige Kabelstruktur die gewünschte Filterung effektiv zum Tragen bringen. Die maximale Belastung liegt bei 3,7 kW. In der deutschen Version wird das Kabel mit einem hochwertigen Schukostecker und einer traumhaften Kaltgeräte-Kupplung geliefert, die stark an die von Furutech erinnert. Dazu erhält der Kunde ein Kabel, dass – in der Hifi Szene durchaus nicht üblich – nach DIN VDE 0282-10 Norm getestet und zertifiziert wurde. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn der Elektrik zu Hause mal aus irgendeinem Grunde der Garaus gemacht werden sollte. In dem Fall dürfte eher die Hausratversicherung dumm dreinschauen und nicht der betroffene Versicherungsnehmer.
Der Hörtest
Es fällt sofort auf, mit welcher Dynamik eine Anlage loslegt, wenn das Mainstream Hybrid mit dem Verstärker der Anlage verbunden wird. Die ersten Takte des Musikstücks „Sangen Om Fyret Ved Tornehamn“ von Kari Bremnes in der Studioversion sprechen da eine deutliche Sprache. Die Basstrommel kommt mit derart viel Punch rüber, als ob die Lautsprecher noch einmal in der Lage wären, tiefere Frequenzen wiederzugeben. Der stärkere Impuls macht sich auch bei Subwoofern deutlich bemerkbar. Van den Hul – The Mainstream Hybrid Ein anderes Kabel wie von eines von Cardas oder Ortofon, die beim Händler zu mehr als dem doppelten Preis zu haben ist, schwächen diese Passage eher ab, spielen aber von vorne herein auch zurückhaltender und sanfter als das Mainstream Hybrid. Einen besonderen Test konnte ich der Filterung widmen, weil ich von der Gitarristin Anne Burghard mit einigen Probestücken beglückt wurde. Anne Burghard spielt gelegentlich mit Dave Nachmanoff, dem Sologitarristen von Al Stewart, auf der Bühne. Die Stücke waren zum Testzeitpunkt in einer noch von Abmischungen unverfälschten Version verfügbar. Die zart gespielten Gitarrenstücke zeigen sofort auf, dass mit dem Mainstream Hybrid eine zusätzliche Klarheit erreicht wird, während die Anlage bei anderen Kabeln zu einem geringen Verrauschen tendiert.
Die schon bei Kari Bremnes erkannte, zusätzliche Dynamisierung stellt sich auch hier ein. Die Probestücke erhalten durchgängig eine Art Crescendo – verbunden mit einem tiefen, warmen akustischen Einblick in den Resonanzkörper der Akustikgitarre. Das Feed-Back der Gitarristin bestätigt das von mir Gehörte. Die Anschläge der Gitarrenseiten gewinnen eine zusätzliche Pointierung, so als wäre man näher am Geschehen dran. Aber auch konventionelle Aufnahmen auf CD wie die „Unplugged“ von Alicia Keys, die dort virtuos Klavier spielt, kommen zu dem selben Ergebnis. Die Anschläge am Klavier wirken natürlicher und klarer, der Korpus des Flügels gewinnt eine natürlichere Dimension und schwingt die Töne deutlicher aus. Im Anfangsstadium wird man vermutlich der Musik – so wie ich – eine gewisse Härte unterstellen, weil man sie so von ihrer Klarheit und von ihrem Timing her nicht so gewohnt ist. Während andere Kabelalternativen eher zu einer gewissen Zurückhaltung neigen, schiebt das Mainstream Hybrid die Intensität der Musik mit Emotion nach vorne.
Letztendlich ist der sagenhafte Schub der Musik in Richtung Hörer auch der einzige Kritikpunkt, den dieses Kabel mit sich bringt, sofern man überhaupt davon reden kann. Bei wirklich hochwertigen, dynamischen Aufnahmen wird der Hörer sofort in den Bann gezogen. Bieten der Raum wie die Anlage und auch die Aufnahme eine perfekte Akustik, könnte es an manchen Punkten vielleicht etwas zu viel werden. Da aber viele Hifi Hörer mit einer überdämpften Räumlichkeit und damit mit einer gewissen Leblosigkeit der Musik auskommen müssen, bietet sich das Mainstream Hybrid an, diese Scharte ein wenig auszuwetzen. Es spricht also nichts dagegen, die Hifi Anlage aus ihrem bisherigen Dauerschlaf zu wecken. Durch die zugewonnene Dynamik gewinnt das Hörerlebnis wieder an Spaß. Zu guter Letzt sollte man dem van den Hul Mainstream Hybrid zudem etwas Einspielzeit gönnen – und dem Gehör auch. Denn dies muss sich erst von bisherigen Hörgewohnheiten befreien.
Fazit
Wer sich über manch hohen Preise im Kabelsektor ärgert, sollte sich das van den Hul Netzkabel mal genauer ansehen und es mal einige Zeit in seine Anlage einbinden. Für weit unter 1.000 Euro bekommt der Hörer ein Netzkabel der Topklasse. Das Kabel zeigt, gut Musik hören muss gar nicht mal so teuer sein. Hier mehr Geld auszugeben bedeutet in diesem Fall nicht, dass man dadurch in neue klangliche Sphären abheben wird. Demzufolge darf das van den Hul Mainstream Hybrid in der Hi-End Szene durchaus als Preistipp gelten, auch wenn einige Lebenspartnerinnen darüber noch verständnislos den Kopf schütteln werden. Aber sie können ja mal die Gegenfrage stellen, warum es sich auf den roten Sohlen der Pumps eines Christian Louboutin besser laufen lässt als auf schwarzen Sohlen.